Förderpreis

Ferdinand Friedensburg Preis
für hervorragende wissenschaftliche Leistungen
in den Bereichen Politik, Bildung und Völkerverständigung

 
Die Ferdinand-Friedensburg-Stiftung wurde 1969 gegründet, um „die junge Generation in Bildung, Wissenschaft und Völkerverständigung über alle Grenzen hinweg zu erreichen“. Im Sinne von Professor Ferdinand Friedensburg, der Mitglied des Deutschen Bundestages und des Europaparlaments war, fördert und unterstützt die Ferdinand-Friedensburg-Stiftung junge, deutschsprachige Europäer, um Offenheit im politischen Denken zu erreichen.

Um herausragende Leistungen von Studierenden, Wissenschaftlern und Autoren zu würdigen, welche Arbeiten zu den zentralen Themen der Ferdinand-Friedensburg-Stiftung angefertigt haben, lobt der Vorstand einen Preis zu folgenden Themen aus:

• Politik- und Staatswissenschaften
• Neueste Geschichte
• Zusammenarbeit und Völkerverständigung innerhalb Europas
• Politische Bildung von Jugendlichen, Studierenden oder Erwachsenen
• Technisch-naturwissenschaftliche und ökonomische Entwicklungen (historisch und aktuell) von gesellschaftlicher Relevanz.

Wissenschaftliche Arbeiten (Master-Arbeiten, Dissertationen, Habilitationen) oder anderweitige Veröffentlichungen zu diesen Themen können zusammen mit einer Zusammenfassung des Inhalts sowie des gesellschaftlichen Beitrags (zusammen maximal eine DIN A4 Seite) eingereicht werden.

Der Preis ist mit 1.000 € dotiert und kann geteilt werden.

Bewerbungen müssen bis 30. Juni eines Jahres in elektronischer Form unter foerderpreis@ffs-ev.eu eingereicht werden. Die o. g. Kriterien gelten von 2024 an. Die Preisträgerauswahl erfolgt durch den  Vorstand der Ferdinand-Friedensburg-Stiftung. 

Christian Roth
Ferdinand Friedensburg Stiftung e.V.

Personenbezeichnungen betreffen stets die männliche, weibliche und diverse Form.




Preisträger 2024: Nicolas Schmorleitz


Der Historiker Nicolas Schmorleitz (Jg. 1994) wird ausgezeichnet für die Arbeit "'Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten': Über die gesellschaftliche Rolle des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold im Wandel der Zeit und ihren heutigen Beitrag für das  Geschichtsbewusstsein und die politische Kultur in der Bundesrepublik".

Die prämierte Arbeit wurde als Master-Thesis am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn eingereicht und mit der Note "sehr gut" bewertet. Sie beschäftigt sich einerseits mit dem historischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, das sich in der Weimarer Republik als Schutzverband demokratisch eingestellter ehemaliger Frontsoldaten verstand und sich in der Auseinandersetzung mit ähnlichen Formationen republikfeindlicher Kräfte bewegte, etwa dem kommunistischen Rotfrontkämpferbund, der nationalsozialistischen SA oder dem deutschnationalen Stahlhelm. Andererseits mit dem Nachwirken des Reichsbanners als Traditions- und Bildungsverein nach 1945 bis heute.


Schmorleitz untersucht die Gründungsmotivation, Entstehung und Organisationsstruktur des Reichsbanners, seine Aktivitäten, seine durchaus nicht nur sozialdemokratische, sondern (republikanisch-)überparteiliche Mitgliedschaft, seinen defensiven Nutzen für das gefährdete demokratische Staatswesen, aber auch die Grenzen gegen Ende der Weimarer Republik und seine fehlenden Aktionsmöglichkeiten gegen den von innen heraus übernommenen, neuen nationalsozialistischen Staat. Schmorleitz plädiert jedoch dafür, die Weimarer Republik nicht nur von ihrem Ende her zu sehen, sondern sie mit all ihren politischen Potentialen zu betrachten, wovon sich im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold viele zeigen.
 



Preisträger 2023: Gabriel Weiß


Der Historiker Gabriel Weiß (Jg. 1998) wird ausgezeichnet für die Abschlussarbeit "Ein Kampf ohne Verbündete und ohne Erfolg. Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund und die Bonner Allgemeine Studentische Arbeitsgemeinschaft".

Die Arbeit wurde im Wintersemester 2022/23 an der Universität Bonn eingereicht und als "sehr gut" bewertet. Sie beschäftigt sich mit der studentischen Selbstorganisation an der Universität Bonn in der ausgehenden Weimarer Republik, die sich durch eine vergleichsweise Schwäche des nationalsozialistischen Studentenbundes auszeichnet, welcher an vielen Hochschulorten bereits vor 1933 Mehrheiten gewann, in Bonn bei den Wahlen  zur studentischen Kammer noch 1932 aber nur auf ein gutes Viertel der Stimmen kam. Erst mit der Regierungsübernahme der Nationalsozialisten endete in Bonn die demokratisch organisierte studentische Selbstverwaltung.


Weiß arbeitet anhand der Historiographie und zeitgenössischer Quellen die Ursachen dieser besonderen Bonner Entwicklung heraus, beleuchtet die Rolle der Universitätsverwaltung und speziell des Rektors, der studentischen Organisationen, der katholischen Korporationen, des studentischen Waffenrings, der republikanischen und sozialistischen Studenten, betrachtet ihr Verhältnis zum aufkommenden Nationalsozialismus als Ideologie und Organisation ebenso wie Auseinandersetzungen innerhalb des nationalsozialistischen Studentenbundes. Verbindungen zur Gegenwart sieht Weiß in der Auseinandersetzung mit undemokratischen Methoden innerhalb einer politisierten Studentenschaft, das macht die Aktualität seiner Betrachtung aus.


Die Arbeit ist online bestellbar unter diesem Link.



Preisträger 2022: Henrik Drozd



Der Politikwissenschaftler Henrik Drozd (Jg. 1996) wird ausgezeichnet für die Abschlussarbeit "Gewerkschaften in der Postdemokratie".

Drozds Arbeit wurde Ende 2021 am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hildesheim eingereicht und als "sehr gut" bewertet. Sie geht vom Begriff der Postdemokratie nach Colin Crouch aus. In dieser Postdemokratie bestehen demokratische Institutionen formal fort, führen die gesellschaftlichen Gegebenheiten jedoch dazu, dass sich Partizipationsmöglichkeiten faktisch rückwärts entwickeln und ökonomisch privilegierte Machteliten wie global agierende Unternehmen ein Maß an Einfluss gewinnen, das an vordemokratische Zeiten heranreichen kann.

In diesem Kontext betrachtet Drozd die Entwicklung der deutschen Gewerkschaften. Als Tarifpartner und Vertretung der Arbeitnehmer spielen sie traditionell eine zentrale Rolle bei der Wahrung des sozialen Friedens. Aber sie befinden sich in einer Abwärtsspirale aus sinkendem Einfluss, der als Effekt postdemokratischer Entwicklungen herausgearbeitet wird, und abnehmendem Organisationsgrad, eben weil sie nur noch begrenzt ihre Forderungen zu Löhnen und Arbeitsbedingungen durchsetzen können. Den Stand dieser Entwicklung und möglicher Gegenbewegungen analysiert Drozd anhand aktueller Forschung und Literatur.


Die Arbeit ist online bestellbar unter diesem Link.



Preisträger 2021: Kolja Zydatiss

Der Neurowissenschaftler, Statistiker und Journalist Kolja Zydatiss wird ausgezeichnet für seine Publikation

"Cancel Culture - Demokratie in Gefahr"


Kolja Zydatiss bekennt sich – innerhalb des demokratischen Spektrums – zur Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit, zum gesellschaftlichen Pluralismus, zur Nichtdiskriminierung politischer Anschauungen und zur Rechtsstaatlichkeit. Das sind Werte, die von der Ferdinand-Friedensburg-Stiftung seit über 50 Jahren geteilt und durch Projektförderungen unterstützt werden.


Der Preisträger zeigt auf, dass eine immer stärker werdende identitätspolitische Bewegung, die sich als postmodern und postkolonial definiert, diese Freiheitswerte relativieren und neu definieren will – mit dem Ziel einer anderen Gesellschaft und einer anderen Politik.

Der Autor belegt an einer langen Reihe von Beispielen, dass Cancel Culture, also das systematische Ausgrenzen und „Löschen“ missliebiger Meinungen, keine Einbildung ist, sondern als Arbeitsmethode der identitätspolitischen Bewegung erfolgreich angewandt wird und funktioniert. Menschen, die sich nicht dem postmodernen Mainstream unterwerfen, werden vielfach persönlich diffamiert und boykottiert, am Ende wird ihre berufliche Existenz in Frage gestellt und zerstört. Damit sind sie dann endgültig aus dem gesellschaftlichen Diskurs herausgefallen. Dieses Canceln ist nach Meinung des Preisträgers autoritär, illiberal, letztlich totalitär und gefährdet daher die freiheitliche Demokratie.


Kolja Zydatiss ruft dazu auf, dem Canceln entgegenzustehen, konkrete Verfolgungen öffentlich zu machen, Gegennetzwerke aufzubauen und im Namen der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit Solidarität mit Angegriffenen zu zeigen.


Die Publikation ist online bestellbar unter diesem Link.


Preisträger 2020: Marian Brandel

Der Sprachwissenschaftler Marian Brandel wird ausgezeichnet für die Masterarbeit

"Die deutsche Sprachinsel Oberwischau – Eine linguistische Untersuchung des Zipser-Deutschen in Rumänien".

Die Preisverleihung findet pandemiebedingt im Oktober 2021 statt.


Brandels linguistische Arbeit beschäftigte sich mit der deutschsprachigen Enklave Oberwischau in Rumänien, deren deutsche Minderheit Zipser genannt werden. Diese Sprachinsel ist seit der deutschen Ansiedlung im 18. Jahrhundert durch mehrfach wechselnde Staatszugehörigkeit geprägt, von der k. u. k. Monarchie bis zum heutigen Rumänien. Im Hauptteil der Arbeit werden Phonetik, Lexik, Semantik, Morphologie, Syntax, Phraseologismen und weitere Auffälligkeiten im Zipser-Deutschen ausführlich behandelt, das verglichen mit dem heutigen Hochdeutschen viele alte Formen beibehalten hat wie in einer Sprachkapsel.


Für den Laien mindestens ebenso interessant sind Brandels Schilderungen über Oberwischau als Schmelztiegel verschiedener Kulturen, in dem, je nach Situation, selbstverständlich zwischen verschiedenen Sprachen gewechselt, Angehörigen anderer Muttersprache und Zugereisten offenherzig begegnet wird. Was sich auf die Mundart auswirkt, die Lehnwörter aus dem Ungarischen, Rumänischen und slawischen Sprachen übernommen hat. Aufgrund der Auswanderung nach Mitteleuropa ist der deutsche Dialekt auch in Oberwischau in stetem Wandel. Respektvoller Umgang und Gastfreundschaft vor Ort beeindruckten Brandel jedoch nachhaltig.


Die Arbeit ist online bestellbar unter diesem Link.




Preisträger 2019: Matthias Frank

Am 8. November 2019 wurde der Germanist und Historiker Matthias Frank in Halle (Saale) für seine Zulassungsarbeit am Lehrstuhl für Neueste Geschichte der Universität Würzburg "Die Vereine Deutscher Studenten und ihr Ziel der deutschen Wiedervereinigung" ausgezeichnet.

Die Arbeit ist online bestellbar unter diesem Link.
Share by: